Fehlende Räume verringern das Truderinger Musikschulangebot

Trudering · Kein Platz für Musik

Wenn die Ganztagsschulen kommen, fallen viele Übungsräume der Sing- und Musikschule Trudering weg.	Foto: mst

Wenn die Ganztagsschulen kommen, fallen viele Übungsräume der Sing- und Musikschule Trudering weg. Foto: mst

Trudering · Für Eltern von schulpflichtigen Kindern, insbesondere aber für alleinerziehende Mütter, sind Ganztagsschulen ein Segen: Sie ermöglichen es, Arbeit und Familienleben weitgehend unter einen Hut zu bringen. Andere hingegen sehen in ihnen einen regelrechten Fluch:

Wegen des damit verbundenen erhöhten Platzbedarfs bleiben andere Nutzungsmöglichkeiten in den Bildungsstätten immer mehr auf der Strecke. Vor allem der Städtischen Sing- und Musikschule drohen in Trudering sukzessive die Übungsräume auszugehen. Die Stadtteilpolitiker des Bezirks Trudering-Riem (BA 15) schlagen deswegen Alarm – und wollen für ihren Bezirk in die Offensive gehen: Auf einen Antrag der örtlichen CSU hin soll die Landeshauptstadt München aufgefordert werden, »dafür Sorge zu tragen, dass der städtischen Musikschule ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, um ihr viel genutztes Angebot in vollem Umfang zu erhalten.«

Weiter wurde das Referat für Bildung und Sport in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses im Truderinger Kulturzentrum gebeten, bei anstehenden Neubauten und Schulerweiterungen auch die Belange musizierender Kinder zu berücksichtigen. Gerade sozial benachteiligte Heranwachsende profitierten von dem Angebot, ihnen dürfe durch die verstärkte Einrichtungen von Ganztagesklassen nicht das Wasser abgegraben werden, fordert BA-Chefin Stephanie Hentschel (CSU): »Diesen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit sollte man nicht leichtfertig opfern, nur weil man der Auffassung ist, die Ganztagsschule sei der einzige Weg zur Bildungsgerechtigkeit.« Konkret betroffen in Trudering sind die Markgrafen- und die Turnerschule, wie BA-Mitglied und CSU-Stadtrat Georg Kronawitter beobachtet hat. Mit seinem Ärger bezüglich der dortigen Situation hält er nicht hinterm Berg: »Vor allem das Musikangebot an der Turnerschule ist zu einem Feigenblatt verkommen«, spöttelt der 59-Jährige. Lediglich ein »Minimalangebot« werde aufrecht erhalten, es gebe »riesige Wartelisten« von Eltern, die ihrem Kind Geigen-, Klavier- oder auch Flötenunterricht ermöglichen wollen, aber nicht das Geld für Privatunterricht haben. Doch den jeweiligen Institutionen fehlt es finanziell inzwischen am Nötigsten. Grund ist ein Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2002: Im Zuge umfassender Haushaltskonsolidierung wurde bei vielen Zuschuss-Empfängern, darunter auch der der Städtischen Sing- und Musikschule, der Rotstift angesetzt und die Beträge deutlich gedeckelt.

Während aber das Münchner Zentrum weitgehend von der Entwicklung unbehelligt geblieben sei, habe sich das Angebot in den Stadtrandbezirken wie Trudering-Riem verschlechtert, kritisiert Kronawitter: »An mangelnder Nachfrage kann dies wohl kaum liegen, da ein Münchner Stadtbezirk bevölkerungsmäßig einer Stadt der Größe Rosenheims entspricht.« Vor allem auf die Integration von Migranten werde sich die Entwicklung nachteilig auswirken, ist er überzeugt: »Es ist zu vermuten, dass Kinder aus solchen Familien und bildungsfernen Milieus besonders betroffen sind«, meint auch CSU-Stadträtin Beatrix Burkhardt. Damit werde »tausendfach« die Chance auf eine »bessere kulturelle Integration« vertan. Schon seit 2008 fordern die Beiden Maßnahmen zur Gegensteuerung, »passiert ist aber bislang noch nichts«. Unter anderem wollen sie eine »gleichmäßige Verteilung« des Musikschulangebots auf alle Münchner Stadtbezirke, eine Förderung von Kindern, die aus sozial benachteiligten Familien stammen, sowie einen Abbau der Wartelisten.

mst

Artikel vom 12.07.2011
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